Meine Tante Ingrid

lebt (natürlich mit meinem Onkel) in Berlin und schreibt Lyrik und Prosa. Dabei
tauscht sie sich auch mit anderen aus, z. B. im "Wortspiegel"¨, der Monatszeitschrift der Schreibenden deutschlandweit.

Ihr findet im Folgenden drei Beispiele ihrer Lyrik.

Großstadt Berlin Schmetterling zurück zur Familie

An den Mond

Silberglanz liegt auf den Wiesen,
über'm Wald ein milder Schein,
Mondenschein mag sich ergießen
über unser ganzes Sein.

Kann er je die Sehnsucht messen,
die mich einst und jetzt erfasst?
Niemals kann ich wohl vergessen,
was ich suchte ohne Rast.

Und ich hatte es gefunden,
doch ich trieb es fort von mir,
jene einst besess'nen Stunden,
die verdanke ich nur dir.

Stunden, die den Sinn erschlossen
dieser Welt für alle Zeit,
als dein Licht sich wohl ergossen
über stille Zweisamkeit.

Herz, was kannst du noch verlangen
von den Tagen uns'rer Zeit,
siehe hin - doch ohne Bangen
glaube an die Menschlichkeit.

(1995)
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Großstadt Berlin

Menschenfressendes Ungeheuer,
unverdaute Überbleibsel ausspuckend,
    in den Himmel reckende
    stählerne Arme,
furchteinflößend wie die Windmühlen
    Don Quijotes.

Rennen und hasten,
eilen und jagen,
    hämmern und quietschen
    und dröhnen
als Vorgeschmack auf die Hölle.

Fänge greifen gierig und zermalmend
    die Ruhe
einer einstmals stilleren Welt.

Und doch
irgendwo der Gesang eines Grünfinken,
das leise Rascheln der Blätter,
das zärtliche Flüstern menschlicher Stimmen.

¨Freiheit für die Langsamkeit!
    Für die Stille!¨

Wer rief da?

1997
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Schmetterling

Ein unbeschreibliches Gefühl,
welches mich treibt
auf den Schwingen der Freiheit,
segelnd auf und ab
über die Wiese im Schein
der langsam schwächer werdenden Sonne,
deren letzte Strahlen am Horizont
die Welt in satte Farben taucht.

Einfangend die Wärme
ehe die Nacht mit Kühle heraufzieht
und den nun geschwächten Körper
frösteln lässt
bis zum nächsten Morgen,
an dem die Sonne jung und schön
wieder emporsteigt,
neue Wärme, neues Licht bringend
im ewigen Hoch und Nieder
einer sich ständig verändernden Welt.
In ihr bin ich ein Schmetterling,
schaukelnd im ewigen Strom des Lebens,
vor und zurück,
von äußeren und inneren Kräften
verzehrt und getrieben,
froh jauchzend und still verhaltend
im Kreislauf des immer Wiederkehrenden.

1998
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© by I. Benada 2000
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